„Unsere Ungeborenen”
Nicht jede Schwangerschaft endet mit der großen Freude, ein gesundes Kind in den Armen halten zu können. Einige Schwangerschaften enden auch mit dem Sterben des ungeborenen bzw. gerade geborenen Kindes. So gut wir Ihnen meist die Ursache dafür erklären können, so groß bleibt sehr häufig die Trauer um den Verlust des so lange gewünschten Kindes.
Häufig hat man selbst auch im Schoß der Familie nicht die Kraft, alleine mit dem Verlust fertig zu werden. Die Trauerarbeit ist für Mutter und Vater ganz besonders wichtig, um den weg in eine neue Schwangerschaft und zur Annahme eines neuen Kindes zu ebnen.
Die Erfahrung der letzten Jahre und auch wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass zur Loslösung vom verstorbenen Kind Trauer notwendig ist. Diese Trauerarbeit kann von den betroffenen Eltern aber nur geleistet werden, wenn sie das Kind sehen, auch wenn es fehlgebildet ist. Dies ist ab der 10. bis 12. Schwangerschaftswoche möglich. Deshalb bitten wir Sie, sich Ihr Kind anzusehen. Wenn Sie es nicht gleich sehen möchten, bewahren wir es noch für ca. 24 Stunden auf der Station auf, bevor es in das Institut für Pathologie gegeben wird. Manchmal sind jedoch nach einer operativen Ausräumung nur Reste vorhanden, die ein Erkennen nicht erlauben.
Wenn Ihr Kind aus gesetzlichen Gründen (ab dem 7. Schwangerschaftsmonat) beerdigt werden muss, informieren wir Sie über die notwendigen Details. Kleinere Totgeborene bis hin zum frühen Abort werden im Institut für Pathologie gesammelt und zu mehreren Zeitpunkten im Jahr anonym auf einem Platz auf dem Zentralfriedhof in Fulda, der mit einer Basaltsäule und deren Aufschrift „Unsere Ungeborenen“ markiert ist, beerdigt. Unabhängig davon besteht in vielen Gemeinden die Möglichkeit, auf Ihren Wunsch hin eine Beisetzung z. B. im Familiengrab durchzuführen.
Sie können jedoch gewiss sein, dass jedes Gewebe aus einer begonnenen Schwangerschaft ab dem 1. Januar 2001 auf dem Zentralfriedhof beerdigt wird, falls es nicht anders gewünscht wird. Beisetzungen erfolgen jeweils im April bzw. Oktober eines Jahres.
Dieser Platz, der auf Initiative des Institutes für Pathologie und der Frauenklinik am Klinikum Fulda eingerichtet wurde, wurde am 22. August 2001 der Öffentlichkeit übergeben.