ALFRED SCHÖN: „Unsere Sterilgutversorgung ist nationale Referenz“ – Ein lebenslanges Lernen für mehr Qualität
Alfred Schön ist nach Jahren voller Erfahrung in der Industrie und in europäischen Krankenhäusern ins Klinikum Fulda zurückgekehrt und leitet dort die Arbeitseinheit für Medizinprodukte
Alfred Schön ist ein „Fuldaer Junge“. 1965 in der Stadt geboren wäre er nach der Ausbildung in den 1980er Jahren gerne „Hauselektriker“ im Klinikum Fulda geworden. Stattdessen kam er als „Schmiermaxe“, wie er es sagt, in die Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung (ZSVA). Ihn faszinierte die Arbeit vom ersten Tage an. Er zerlegte chirurgische Instrumente nach deren Gebrauch im OP, packte sie gekonnt auf sogenannte Siebe, Körbe aus Edelstahl, so dass der reinigende Sprühstrahl in den professionellen Spülmaschinen jede Verunreinigung beseitigt, prüfte anschließend die Funktion der Geräte, verpackte das Sieb und brachte es in die Sterilisation. „Ich liebe filigrane Arbeiten, und ich habe immer schon gerne mit Lego gespielt“, sagt Alfred Schön.
Neue Räume, neuer Name
Heute würde ohne den „Schmiermaxe“ von einst nichts laufen in den Operationssälen des größten kommunalen Krankenhauses in Osthessen. Denn unterdessen ist Alfred Schön Leiter jener Abteilung, in der er nach der Ausbildung anfing, und die nach dem Umzug in den Neubau bald Arbeitseinheit für Medizinprodukte (AEMP) heißen wird. 600 bis 700 Chargen mit bis zu 180.000 Einzelteilen aus den vierzehn neuen und den sieben im Haupthaus verbleibenden Operationssälen des Klinikums werden Monat für Monat gereinigt, geprüft und sterilisiert – von der Gallenfasszange, über Scheren und MIC-Instrumente für die Minimal-Invasive-Chirurgie bis hin zu hochkomplexen akkubetriebenen Maschinen.
„Wir gehen lieber auf Nummer Sicher“
Die Abteilung hat drei Seiten: Die unreine, die reine und die sterile. Auf der unreinen Seite kommen die Instrumente aus den Operationssälen an. Sie werden demontiert, selektiert, dokumentiert und in Sieben geordnet in die RDG, die Reinigungs- und Desinfektionsgeräte, gelegt. Die OP-Instrumente, die in einem Sieb aus einem OP kommen, werden auf bis zu fünf spezielle Siebe verteilt, damit im RDG jede Verunreinigung entfernt werden kann. Einige Instrumente, an denen Gewebereste haften, werden zusätzlich vor dem Waschgang noch mit Ultraschall vorgereinigt. Die Instrumente der Chirurgen werden mindestens über fünf Minuten bei 93 Grad Celsius gewaschen AO 3000. Abschließend werden die Instrumente in dem RDG bei 110 Grad getrocknet. Ein Waschgang dauert bis zu 100 Minuten.
Präzision und Kontrolle auf modernstem Standard
Nach der Reinigung kontrollieren Schöns Mitarbeiter die Instrumente, bauen sie wieder zusammen und ordnen sie nach einer Packstruktur, wie sie für jedes Fach anders vorgesehen ist, wieder in einem Sieb. Die Mitarbeiter untersuchen die Instrumente unter einer Lupe auf Beschädigungen und Verunreinigungen, prüfen die stromführenden Kabel und die Werkzeuge mit Elektrobauteilen in einer Hochfrequenz-Testbox und blasen die Hohlräume der Instrumente mit Druckluft aus. Defekte Instrumente werden zur Reparatur aussortiert und aus dem „Nachlegelager“ ersetzt. An jedem Arbeitsplatz steht ein Computer, an dem jeder einzelne Schritt vorgegeben ist und dann dokumentiert wird.
Anschließend wird alles doppelt verpackt, innen und außen mit Etiketten und Prüfstreifen versehen und plombiert. Dann werden die Instrumente 5 Minuten bei 134 Grad sterilisiert, dieser Vorgang dauert ca. 80 Minuten. Bevor die Siebe kommissioniert werden und von den Logistikern wieder zu den Operationssälen gebracht werden, hat eine Fachkraft alles nochmals kontrolliert. Dann erst gibt der Mitarbeiter im Dokumentationssystem die Charge frei. Jeder Prozessschritt wird per Scanner oder direkt im System dokumentiert, transparent und nachprüfbar.
Einsatz rund um die Uhr
Es sind allesamt Quereinsteiger, die die anspruchsvolle Ausbildung zum Sterilisationsassistenten an einem externen Institut absolvieren. „Aber“, sagt Alfred Schön, „mein Beruf hat keinen Namen, obwohl er doch wirklich wichtig ist.“
Alfred Schön hat ein Leben lang gelernt. Zunächst belegte er Kurse an den Universitäten in Tübingen und Potsdam, „um den Hygieniker zu machen und mich im Qualitätsmanagement weiterzubilden.“ Nach und nach absolvierte er alle drei Fachkundelehrgänge. Sieben Jahre, nachdem Alfred Schön seine erste Stelle im Klinikum Fulda angetreten hatte, „bin ich flügge geworden.“ Alfred Schön wurde Leiter der Zentralsterilisation in einem anderen Krankenhaus, und wechselte von dort zu einem Unternehmen nach Berlin, das für Kliniken im deutschsprachigen Raum Facilitymanagement und Sterilisationsanlagen betreibt. In 30 bis 40 Projekten binnen drei Jahren strukturierte und optimierte Alfred Schön mit den Mitarbeitern der betreuten Klinika in Deutschland, Österreich und der Schweiz deren Qualitätsmanagement. „Irgendwann“, erzählt Alfred Schön, sei er dann als Leiter der Sterilisation in einem Krankenhaus in Frankfurt „hängengeblieben“, – aber nur für zwei Jahre. Dann wurde er IT-Systemtrainer für ein Unternehmen, an dem der Weltmarktführer für Chirurgische Instrumente beteiligt ist.
Mit reichlich Erfahrung zurück nach Fulda
Alfred Schön war in mehr als 200 Krankenhäusern in Europa: „Da habe ich viele Menschen kennengelernt, denn da musste ich viel schulen. Dann hörte ich bei Rippchen und Kraut in Frankfurt von Mitarbeitern der Firma Miele, dass das Klinikum Fulda einen Leiter der ZSVA sucht. Ich hatte mir schon immer gesagt, mit 50, da willst du zurück nach Fulda. Zwei Wochen später habe ich angefangen in Fulda im Mai 2013. Hier habe ich noch viele bekannte Gesichter getroffen und wurde mit offenen Armen aufgenommen, fast als wäre ich nie fort gewesen.“
INO-Zentrum setzt qualitative Maßstäbe im Bereich Sterilisation
Mit dem Umzug der ZSVA als AEMP in den Neubau hat Alfred Schön mit seinem Team einmal mehr ein Meisterstück vollbracht. Alles ist komplett IT-gesteuert. Wir haben qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit neusten Maschinen arbeiten, und alles wird in einem Super-QM- System überwacht und gesteuert“, sagt Alfred Schön. „Der AEMP im Neubau ist ganz klar nationale Referenz.“
Sein Beruf bereitet ihm Freude wie am ersten Tag: „Ich habe einfach Spaß daran. An der Technik, am Kontakt mit den Menschen und am Organisieren. Ich habe mit allen im Haus zu tun. Es gibt keinen, den ich nicht kenne. Und wir optimieren ständig unser Qualitätsmanagement, so dass ich jeden Tag hinzulerne. Und ich gebe mein Wissen gerne weiter. Ich bin jetzt 53 Jahre alt und werde ja auch eines Tages in Rente gehen. Lego spiele ich noch immer. Mein neustes Modell ist „Der rasende Falke“ aus Star Wars, und mein jüngster Sohn ist sieben. Er will Ingenieur werden und sich dann bei Lego bewerben.“