Periproktitischer Abszess/ Analabszess/ Anorektalabszess
Ein periproktitischer Abszess ist eine akute eitrige Gewebseinschmelzung in der Analregion. Die starke lokale Schmerzhaftigkeit macht eine schnelle Behandlung erforderlich. Analabszesse können oberflächlich gelegen sein, häufig liegen sie aber tiefer neben dem oder im Schließmuskel. Gelegentlich treten sogar oberhalb des Beckenbodens neben dem Enddarm sogenannte pararektale Abszesse auf. Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen, der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.
Ursachen
Häufigste Ursache ist eine Entzündung der sogenannten Proktodealdrüsen, die in der Übergangszone zwischen Enddarm und Analkanal in das Darmlumen münden. Davon abzugrenzen sind Abszesse bei schwerer Hauterkrankung (z.B. Acne inversa), chronisch entzündlicher Darmerkrankung (z.B. M. Crohn), Störungen des körpereigenen Abwehrsystems (z.B. durch HIV, Leukämie), oder sehr viel seltener bei bösartigen Erkrankungen (Enddarmkrebs) oder durch spezifische Erregern (z.B. Tuberkulose).
Mikrobiologisch lässt sich meist eine Mischflora aus Darm- und Hautkeimen als Auslöser der Erkrankung nachweisen.
Symptome
Für gewöhnlich führt ein Analabszess zu einer über wenige Tage zunehmenden schmerzhaften Schwellung der Analregion. Teilweise sind eine lokale Überwärmung und Rötung sichtbar sowie Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl vorhanden. Wenn ein Abszess sich bereits spontan entlastet, tritt eitrig-blutiges Sekret aus.
Untersuchungen (Diagnostik)
Das charakteristische Beschwerdebild mit den starken Schmerzen führt in der Regel zur Akutvorstellung. Der Befund ermöglicht in vielen Fällen eine Blickdiagnose des Chirurgen, je nach Abszesslokalisation kann die Analregion aber äußerlich völlig unauffällig aussehen. Abszesse zwischen den Schließmuskelschichten (intersphinktäre Abszesse) sind oft erst zu erkennen, wenn der Arzt den Analkanal vorsichtig mit dem Finger austastet.
Bei der Blutuntersuchung werden in der Regel erhöhte Entzündungswerte nachgewiesen.
Spiegelungen des Analkanals (Proktoskopie) oder Enddarmes (Rektoskopie) liefern im Akutstadium nur geringe Zusatzinformationen und werden auch wegen der Schmerzen nicht routinemäßig durchgeführt. Bei unklaren Befunden helfen uns im Einzelfall verschiedene Schnittbildverfahren (Computertomographie CT und Magnetresonanztomographie MRT), bei Ihnen die richtige Diagnose zu stellen und die beste Therapie zu planen.
Therapiemöglichkeiten Notfallmäßige Chirurgische Abszessentlastung
Mit der Diagnose eines Analabszesses besteht die Indikation zur notfallmäßigen operativen Entlastung. In Allgemeinanästhesie wird je nach Abszesslokalisation der gesamte Abszess entfernt (Exzision) oder nur eröffnet (Inzision und Drainage). Angrenzende gesunde Strukturen – insbesondere der Schließmuskel – müssen dabei geschont werden. Eine ausreichend weite Eröffnung des Abszesses schafft optimale Bedingungen für die Heilung und verhindert eine erneute Abszess- oder Fistelbildung. Wenn durch eine vorsichtige innere Untersuchung von Enddarm und Analkanal in Narkose (Proktoskopie) eine sondierbare Fistel als Ursache des Abszesses nachgewiesen wird, sollte diese je nach genauem Fistelverlauf zum Beispiel mit einer Fadendrainage versorgt werden.
Nach der Operation erfolgt die offene Wundbehandlung mittels Ausduschen der Analregion mit Wasser und/oder lauwarmen Sitzbädern, antiseptischen Verbänden, Stuhlregulation und adäquater Schmerztherapie. Die Wundheilung ist in aller Regel nach etwa 4 -12 Wochen abgeschlossen. Wir empfehlen regelmäßige Nachkontrollen bis zum Abschluss der Wundheilung, da erst danach eine mögliche Fistelbildung sicher ausgeschlossen werden kann.
Unsere Proktologen in der Chirurgischen Ambulanz stehen Ihnen als kompetente Ansprechpartner gern zur Verfügung.