Der Überbegriff Gliome beschreibt eine große Anzahl verschiedener Tumore, die ihren Ausgang von den Stützzellen des Zentralnervensystems (aus dem Griechischen „Glia“ = „Leim“) nehmen.
Während die Einteilung dieser Tumoren (WHO Grad I-IV) bis vor wenigen Jahren noch vorwiegend auf dem mikroskopischen Bild basierten, sind heutzutage genetische und molekulare Parameter von zunehmender Bedeutung für die Einteilung und auch für die Therapie.
Die primäre Diagnose eines Glioms erfolgt mittels MRT, die endgültige Einordnung muss jedoch anhand von Tumorgewebe erfolgen, weshalb bei V.a. ein Gliom immer eine Probenentnahme oder aber eine operative Tumorentfernung nötig ist.
Da es sich bei Gliomen in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle um chronische und nicht heilbare Erkrankungen handelt, sollte das Ziel der Behandlung in einer bestmöglichen Lebensverlängerung bei hoher Lebensqualität liegen.
Die Therapie von Gliomen hängt maßgeblich von der dem Subtyp des Tumors ab und umfasst:
- operative Therapie (Tumorresektion oder Biopsie)
Die operative Therapie steht bei den Gliomen am Anfang der Therapiekette. Eine biologische „komplette“ Entfernung eines Glioms ist bei diesen Tumoren nicht möglich, da zum Zeitpunkt der Diagnose sich bereits Tumorzellen, welche sich in der Bildgebung nicht darstellen lassen, ins gesunde Gehirn bewegt haben und für ein späteres Rezidiv verantwortlich sind. Das Ziel der Operation dient daher der größtmöglichen Tumorresektion, ohne den/die Patienten_In hierbei zu schädigen. - Radiotherapie (Bestrahlung)
Die Strahlentherapie stellt den effektivsten Teil der Tumortherapie dar. Hierbei wird nach Biopsie bzw. Tumorresektion die Resektionshöhle mit einem Sicherheitsabstand in der Umgebung in mehreren Einzeldosen bestrahlt. Diese Therapie umfasst in der Regel einen Zeitraum von 6 Wochen. - Medikamentöse Therapie
Im Gegensatz zu vielen anderen Tumoren existiert bis heute noch keine zielgerichtete Therapie bei Gliomen. Zur Anwendung kommen daher vorwiegend Chemotherapeutika, welche meist in Tablettenform eingenommen werden. - Tumortherapiefelder
Eine auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinende Behandlungsmöglichkeit bei aggressiven Gliomen besteht in der Therapie mit sogenannten Tumortherapiefeldern. Hierbei wird das Gehirngewebe über Elektroden, welche täglich an der Kopfhaut angebracht werden, einem dauerhaften magnetischen Wechselfeld ausgesetzt. Dies führt zu einer Störung der Tumorzellteilung. Da der Effekt dieser Therapie maßgeblich mit der Anwendungshäufigkeit (mindestens 18 Stunden pro Tag) zusammenhängt, sollte sie nur bei Patienten mit entsprechender Bereitschaft angewendet werden. - palliativmedizinische Anbindung
Eine frühzeitige Anbindung an die Palliativmedizin kann bei Patienten mit bösartigen Tumorerkrankungen zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität sowie aber auch (!) zu einer deutlichen Lebensverlängerung führen. Daher bieten wir jedem Patienten bereits bei der Erstdiagnose an, einen frühen Kontakt mit der Abteilung von Herrn Dr. Schiel, Zentrum für Palliativmedizin, zu organisieren.