Hämorrhoiden
Als Hämorrhoiden bezeichnet man zunächst einmal Blutgefäßgeflechte, die sich unter der Schleimhaut der Übergangszone zwischen Enddarm und Analkanal befinden. Sie tragen dazu bei, den Darm sicher nach außen abzudichten und so die Feinkontinenz zu sichern. Die Blutgefäße in dem Gewebepolster können sich allerdings aus verschiedenen Gründen entzünden, bluten, anschwellen oder nach außen vorfallen und so Beschwerden bereiten. Ist dies der Fall, sprechen wir von einem Hämorrhoidalleiden.
Ursachen
Unterschiedliche Faktoren können dazu beizutragen, dass ein Hämorrhoidalleiden entsteht. Als wichtigster Auslöser gelten längeres, vor allem starkes Pressen (hoher intraabdomineller Druck) und Nachpressen beim Stuhlgang – etwa bei einer chronischen Verstopfung. Doch auch eine zu weiche Stuhlkonsistenz wirkt sich ungünstig auf den Enddarm aus. So kann eine häufige Entleerungsfrequenz – zum Beispiel bei längerem Durchfall – die Hämorrhoidalgeflechte negativ beeinträchtigen. Andere Druckerhöhungen im Bauchraum zum Beispiel durch anhaltenden Husten oder Übergewicht fördern ebenfalls die Entstehung eines Hämorrhoidalleidens. Auch während einer Schwangerschaft können durch den erhöhten Druck im Bauchraum sowie die Lockerung des Gewebes im Beckenboden verstärkt Hämorrhoidalbeschwerden auftreten.
Generell kann Bindegewebe im Alter an Festigkeit verlieren. Daher häufen sich Hämorrhoidenprobleme mit zunehmendem Lebensalter. Ferner begünstigen eine ballaststoffarme Ernährung, mangelnde körperliche Bewegung und zu wenig Flüssigkeitszufuhr das Entstehen von Hämorrhoiden. Darüber hinaus vermuten Mediziner eine vererbte Neigung zu Hämorrhoidalbeschwerden. Das heißt, die Veranlagung zu dieser Erkrankung kann bei manchen Menschen bereits genetisch vorgeprägt sein.
Symptome
Hämorrhoiden können je nach Stadium lästiges Nässen, Jucken, Brennen oder schmerzlosen Blutabgang nach dem Stuhlgang verursachen. Im fortgeschrittenen Stadium bestehen ein Fremdkörpergefühl durch den Prolaps und eine anale Feinkontinenzstörung kann manifest werden. Meist bestehen die Symptome der Patienten bei der proktologischen Erstvorstellung bereits seit vielen Monaten oder Jahren.
Stadieneinteilung des Hämorrhoidalleidens nach Parks
Innere Hämorrhoiden, die auch beim Pressen nicht äußerlich sichtbar werden, können durch lästiges Nässen, Jucken, Brennen oder schmerzlosen Blutabgang nach dem Stuhlgang auffallen und werden dem Stadium I nach Parks zugeordnet. Tritt ein äußerer Prolaps der Hämorrhoiden nur beim Pressen auf und ist in Ruhe spontan reversibel, handelt es sich um ein Stadium II. Das Stadium III nach Parks entspricht dem dauerhaft vorhandenen Prolaps der Hämorrhoide aus dem Analkanal, welcher durch Fingerdruck aber noch korrigiert werden kann. Typische Symptome sind dann ein Fremdkörpergefühl durch den Prolaps, teilweise auch Blutabgänge, Nässen und Entzündung sowie eine anale Feinkontinenzstörung. Im Stadium IV ist der Hämorrhoidalprolaps manuell nicht mehr reponierbar.
„Innere und äußere Hämorrhoiden“
Die früher gebräuchliche Einteilung in innere und äußere Hämorrhoiden wurde durch die Stadieneinteilung nach Parks abgelöst. Die Einteilung in Krankheitsgrade hilft uns bei der stadiengerechten Planung einer wirksamen Therapie.
Untersuchungen (Diagnostik)
Oft deuten die Beschwerden bereits auf die Erkrankung hin. Eine körperliche Untersuchung und die Spiegelung des unteren Darmabschnitts ermöglichen uns, eine sichere Diagnose zu stellen. Nach einem ausführlichen Gespräch mit unseren Ärzten in unserer Spezialsprechstunde folgt eine proktologische Untersuchung. Stark ausgeprägte Hämorrhoiden (Stadien II-IV) lassen sich mit bloßem Auge äußerlich erkennen. Zudem lassen sich durch die digital-rektale Untersuchung entzündliche Begleitveränderungen und andere Erkrankungen wie Tumoren, Polypen, eine vergrößerte Prostata oder Abszesse ausschließen. Nur leicht vergrößerte Hämorrhoiden kann man weder äußerlich sehen noch tasten. Mit Hilfe der Analkanalspiegelung (Proktoskopie) und der Mastdarmspiegelung (Rektoskopie) lassen sich auch innere Hämorrhoiden im Enddarm (Stadium I) gut darstellen und diagnostizieren. Beide Geräte verfügen über ein Kaltlicht, welches zur Ausleuchtung des Enddarms dient. Sie werden durch den After vorsichtig eingebracht. Die Untersuchungen selbst sind nicht schmerzhaft. Sie dauern nur wenige Minuten und lassen sich ohne Narkose ambulant in der chirurgischen Ambulanz durchführen. Im Regelfall ist eine Vorbereitung des Enddarmes für die Proktoskopie nicht notwendig, für die Rektoskopie wird der Enddarm mit einem Klysma gereinigt.
Therapiemöglichkeiten
Eine gesunde ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und viel Bewegung verhelfen zu einer geregelten Verdauung und sind der geeignete Weg, um dem Hämorrhoidalleiden vorzubeugen.
Was Sie tun können
Gehen Sie erst zur Toilette, wenn Sie wirklich müssen. Pressen Sie nicht und sorgen Sie für einen geregelten Stuhlgang – so lauten unsere wichtigsten Empfehlungen, damit sich Hämorrhoidalbeschwerden von vornherein umgehen lassen. Dazu ist eine ausgewogene und vor allem ballaststoffreiche Ernährung mit reichlich Obst, Gemüse und Vollkornprodukten essentiell, dazu ausreichend Flüssigkeit, um einen harten Stuhl (Verstopfung) und damit unnötiges Pressen bei der Darmentleerung zu vermeiden. Günstig wirken auch viel körperliche Bewegung wie Wandern oder Radfahren.
Gegen leichte Hämorrhoidalbeschwerden helfen manchmal lauwarme Sitzbäder – auch mit Zusatz von Kamille oder Eichenrinde – und Ruhe. Entspannungsmaßnahmen senken den erhöhten Spannungszustand des Schließmuskels (Sphinktertonus). Auch mit Hilfe von Medikamenten lässt sich der Sphinkterdruck dämpfen. Leichte Beschwerden wie Nässen und Juckreiz lassen sich mit entzündungshemmenden Zäpfchen und Salben aus der Apotheke behandeln. Diese enthalten zum Teil auch örtlich betäubende und gefäßverengende Wirkstoffe.
Was wir tun können
Verschiedene Verfahren kommen zur Therapie vergrößerter Hämorrhoiden infrage. Welches für Sie individuell am besten geeignet ist, entscheiden unsere Ärzte gemeinsam mit Ihnen.
Hämorrhoidopexie nach Longo
Bei diesem Verfahren wird mittels eines speziellen Klammernahtgerätes (Zirkularstapler) unmittelbar oberhalb der Hämorrhoiden im Enddarm ein Schleimhautring entfernt (Mukosektomie) und die Wunde zugleich wieder verschlossen. Nur der obere Teil des überschüssigen Hämorrhoidengewebes wird entfernt und der Blutzufluss zu den Hämorrhoidalgeflechten gedrosselt. Außerdem wird der Gewebevorfall aus dem Analkanal wieder zurück in den Enddarm verlagert. Wir operieren in der für Schmerzen unempfindlichen Zone. Als Vorteile dieses Verfahrens gelten weniger Schmerzen und eine schnelle Heilung.
Entfernung der Hämorrhoiden (Hämorrhoidektomie)
Bei fortgeschrittener Krankheit im Stadium IV nach Parks hilft meistens nur das operative Entfernen der stark vergrößerte Hämorrhoiden (Hämorrhoidektomie). Verschiedene offene oder geschlossene Techniken – beispielsweise nach Milligan-Morgan, Parks, Ferguson, Arnold-Fansler – kommen zum Einsatz. Die vergrößerten Hämorrhoidenanteile werden dabei unter einer Allgemeinnarkose als ambulante Operation entfernt und die Wunde – je nach Technik – ggf. wieder verschlossen. Da die Analschleimhaut äußerst sensibel ist, ist eine adäquate Schmerztherapie nach der Operation essentieller Bestandteil der Behandlung. Nach der Operation ist eine Stuhlregulation und die offene Wundbehandlung mit Ausduschen der Analregion, Sitzbädern und antiseptischen Verbänden notwendig – die komplette Wundheilung gelingt meist innerhalb von 4-8 Wochen.
Zusammenfassend erfordert die Therapie des Hämorrhoidalleidens ein beschwerde- und stadiengerechtes Vorgehen unter Berücksichtigung des einzelnen Patienten und seiner Begleiterkrankungen. Betroffene sollten professionelle Hilfe zunächst bei Ihrem Hausarzt suchen. Unsere Proktologen in der Chirurgischen Ambulanz stehen Ihnen als kompetente Ansprechpartner gern zur Verfügung.