Harninkontinenz
Bei einer Harninkontinenz ist es den Betroffenen unmöglich, den Urinabgang willentlich zu steuern. Aufgrund der häufig damit verbundenen seelischen Belastung und Schamgefühlen ist dieses Krankheitsbild trotz seiner weiten Verbreitung immer noch ein Tabu-Thema. Eine Inkontinenz kann bei Kindern wie in den mittleren Lebensjahren und im Alter, bei beiden Geschlechtern gleichermaßen, auftreten. Die Ursachen einer Inkontinenz sind sehr verschieden und es bedarf einer ausgiebigen Diagnostik, um dem Grund der Inkontinenz zu bestimmen und sie so richtig behandeln zu können. Um den Urin gut kontrollieren zu können, muss die Blase als Speicherort zur Verfügung stehen, die willentliche und unwillkürliche Entspannung und Anspannung des Beckenbodens gegeben und eine problemlose Passage des Urins durch die Harnröhre möglich sein. Wenn man sie richtig behandelt kann man eine Blasenschwäche oft komplett beseitigen und immer zumindest deutlich verbessern.
Bei Kindern ist ein unkontrollierbarer Urinverlust zunächst normal. Erst im Laufe der Kindesentwicklung entsteht auch die Fähigkeit, den Urin zu kontrollieren. Das Erlernen der Kontrolle des Urins tagsüber geht in der Regel der nächtlichen Kontrolle voraus. Diese Entwicklung ist meistens bis ins Grundschulalter abgeschlossen.
Bei Erwachsenen unterscheidet man unterschiedliche Formen der Inkontinenz, deren Ursachen und Therapien unterschiedlich sind. Entscheidend ist vor Therapiebeginn eine gute Diagnostik, um eine erfolgreiche Therapie zu etablieren. Die häufigsten Formen der Inkontinenz im Erwachsenenalter sind die Belastungs- oder Stressinkontinenz und die Dranginkontinenz.
Bei einer Belastungsinkontinenz kommt es bei körperlicher Belastung zu unwillkürlichem, häufig tröpfchenweisen Urinabgang, z.B. beim Husten oder Nießen, Treppen steigen oder Heben von schweren Lasten. Bei solchen Belastungen hat der Schließmuskel dann nicht mehr die Möglichkeit, die Harnröhre zu verschließen und Urin „geht verloren“. Eine solche Beckenbodenschwäche kann bei Frauen durch Schwangerschaften und Geburten, einem Hormonmangel in den Wechseljahren oder einem schlaffem Bindegewebe im Beckenboden auftreten. Bei Männern kann diese Form der Inkontinenz auch nach einer Prostataoperation auftreten (die für eine Veränderung der Beckenanatomie sorgt).
Die Dranginkontinenz ist gekennzeichnet durch einen plötzlich einsetzenden Harndrang und mitunter vollständiger Entleerung der Blase, der nicht unterdrückt werden kann. Die Muskeln der Harnblase ziehen sich unkontrolliert zusammen und leiten das „Wasserlassen“ ein. Im Krankheitsverlauf wird die Speicherkapazität der Blase immer kleiner und es kommt zu einem belastend häufigen Urinverlust. Es können auch Mischbilder der beiden Inkontinenzformen auftreten.