Hypophysenadenome (Tumoren der Hirnanhangsdrüse)
Adenome der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) sind in der Regel um gutartige Tumoren und stellen etwa 8% aller Tumoren innerhalb des Gehirnschädels dar. Sie sind am häufigsten zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr anzutreffen. Die Hirnanhangsdrüse ist das übergeordnete „Hormonsteuerzentrum“ des Körpers. Sie ist durchschnittlich nur 0,7g schwer, bohnenförmig und liegt in einer Ausbuchtung am Boden der vorderen Schädelbasis („Türkensattel“). Man unterscheidet „hormon-aktive“ Adenome mit überschießender Hormonbildung von „hormon-inaktiven“ Adenomen mit Zeichen der hormonellen Insuffizienz.
Bei den hormon-aktiven Adenomen wird das klinische Bild durch den Hormonüberschuss bestimmt. Am häufigsten sind hier Prolaktinome, die bei Frauen Zyklusunregelmäßigkeiten bis zur Amenorrhoe (Ausbleiben der Regelblutung) und eine Galaktorrhoe (Milchfluss über die Brust) hervorrufen, während sie bei Männern vor allem durch einen Libido- und Potenzverlust imponieren. Wachstumshormon-produzierende Adenome führen zum Krankheitsbild der Akromegalie mit Vergröberung von Gesichtszügen, Händen und Füßen, auch häufig verbunden mit einem Schlafapnoe-Syndrom (Atemaussetzer beim Schlafen). Die ACTH-sezernierenden Adenome manifestieren sich unter dem Bild eines Cushing-Syndroms mit stammbetonter Adipositas, „Vollmondgesicht“, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Osteoporose. Andere hormon-aktive Adenome sind ausgesprochen selten.
Im Gegensatz dazu werden hormon-inaktive Adenome durch ihre Größenzunahme und den Masseneffekt auf die umgebenden Strukturen – insbesondere die Sehnervenkreuzung – symptomatisch: Entweder über die Entwicklung einer Hypophysenvorderlappen-Insuffizienz mit allgemeiner Schwäche, vermehrter Müdigkeit, blasser Haut und Kälteintoleranz oder über ein „Chiasma-Syndrom“ (Sehverschlechterung, „Tunnelblick“) durch Druck des Adenoms auf die Sehnervenkreuzung.
Diagnostik
Die Diagnostik stützt sich neben der Anamnese und klinischen Untersuchung auf eine detaillierte Bildgebung mittels Kernspintomographie (MRT), sowie ausführliche endokrinologische (hormonärztliche) und ophthalmologische (augenärztliche) Untersuchungen.
Das exakte Ausmaß und die Wachstumsrichtung des Adenoms können durch dünnschichtige MRT-Sequenzen dreidimensional und sicher dargestellt werden.
Die endokrinologische Funktionsdiagnostik (Bestimmung über Blutentnahme) klärt zum einen das Vorliegen und die Art eines Hormonexzesses und zum anderen, inwieweit die einzelnen Hormonachsen beeinträchtigt sind. Im Bedarfsfall kann diese Diagnostik durch gezielte Stimulations-Tests ergänzt werden.
Die ophthalmologische Untersuchung dient der Beurteilung des Sehvermögens. Hierzu zählen insbesondere die Visusbestimmung (Sehstärke) und die Perimetrie (Überprüfung auf Einschränkung der Gesichtsfelder).
Therapie
Prolaktinome können in den meisten Fällen medikamentös behandelt werden. Dies erfolgt in der Regel ambulant über einen Endokrinologen oder Gynäkologen.
In allen anderen behandlungsbedürftigen Fällen ist in der Regel die Operation zu empfehlen. Als zertifiziertes Schädelbasis-Zentrum verfügt das Klinikum Fulda über die Expertise, diese Eingriffe sicher durchzuführen. Alle modernen Operationsverfahren inklusive Neuronavigation, Mikroskopie und Endoskopie stehen zur Verfügung. Die Eingriffe werden interdisziplinär zusammen mit der Klinik für Hals-Nasen- und Ohrenkrankheiten (HNO) durchgeführt. In den allermeisten Fällen (95%) kann der Zugang schonend und ohne sichtbare Narbe durch die Nase erfolgen, nur selten ist bei ausgedehnten Adenomen eine Schädeleröffnung erforderlich.
Nicht alle Adenome können komplett entfernt werden. Aber auch Patienten mit ausgedehnten invasiven Adenomen können heute durch ein kombiniertes Therapiekonzept, welches eine operative Tumorverkleinerung gefolgt von einer Bestrahlung und/oder medikamentösen Therapie beinhaltet, adäquat behandelt werden. Auch das Auftreten eines Rezidives (erneutes Adenom), das eine Zweit- oder Drittoperation erforderlich macht, führt zu keiner Verminderung der Lebenserwartung oder der Lebensqualität.
Das Befinden der Patienten wird durch die erfolgreiche Entfernung des Adenoms normalisiert oder zumindest deutlich gebessert. Sehr erfreulich ist der dadurch zu erzielende mentale, persönliche, familiäre und soziale Nutzen für den Patienten.
Nachbehandlung
Die ambulante Weiterbetreuung nach der Operation erfolgt über die neurochirurgische Ambulanz in enger Zusammenarbeit mit Endokrinologen und Ophthalmologen.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. S. Grau
Klinikdirektor
Telefon:(0661) 84 – 5801
E-Mail: sekretariat.neurochir@klinikum-fulda.de
Dr. H. Füssler
Leitender Oberarzt
Telefon:(0661) 84 – 5805
E-Mail: sekretariat.neurochir@klinikum-fulda.de