Typische Symptome bei Ohrenerkrankungen
Blutungen aus dem Gehörgang
Eine Blutung aus dem Gehörgang tritt meist nach einer Verletzung auf. Dabei kann es sich um eine direkte Gewalteinwirkung, wie eine Verletzung durch die unsachgemäße Benutzung eines Wattestäbchens oder mit dem Fingernagel, oder eine indirekte Gewalteinwirkung, wie bei einem festen Schlag auf das Ohr oder im Rahmen eines schweren Sturzes auf den Kopf mit Bruch der Schädelbasis handeln. Auch bei Entzündungen des Mittelohres (akute Mittelohrentzündung mit geplatztem Trommelfell, Grippe-Otitis) können geringfügige Blutungen aus dem Gehörgang auftreten.
Hörminderung
Eine plötzliche Hörminderung wird sehr häufig durch einen nach dem Duschen oder nach einem Schwimmbadbesuch aufgequollenen Ohrenschmalzpfropf hervorgerufen. Dieser Vorgang ist harmlos und kann durch den niedergelassenen HNO-Arzt entfernt werden. Auch bei einer Ohrentzündung kann durch eine Gehörgangsschwellung, eine entzündliche Verdickung des Trommelfells oder eine Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr (Paukenerguss) eine Verschlechterung des Hörvermögens auftreten. Nach dem Abklingen der Entzündung normalisiert sich hier in der Regel auch die Hörfunktion. Bei einem Paukenerguss kann dies gelegentlich auch einige Wochen andauern. Seltener tritt eine plötzliche Hörminderung durch eine Funktionsstörung des Innenohres auf. Dabei kann es sich um einen Hörsturz, um eine Entzündung des Innenohres (Labyrinthitis) oder – noch seltener – um einen Tumor im inneren Gehörgang (Akustikusneurinom) handeln. Bei einem Hörsturz erholt sich das Hörvermögen in einigen Fällen von selbst, bei andauernden Beschwerden sollte jedoch nach wenigen Tagen eine HNO-ärztliche Abklärung erfolgen. Auch bei schweren Schädelprellungen oder -brüchen können Hörminderungen auftreten.
Eine langsam zunehmende Hörminderung tritt meist als Altersschwerhörigkeit oder Lärmschwerhörigkeit bei jahrelanger Arbeit in sehr lauter Umgebung auf. Seltener kann eine über längere Zeit bestehende oder langsam zunehmende Hörminderung auch durch einen andauernden entzündlichen Vorgang im Mittelohr (chronische Mittelohrentzündung, Cholesteatom) oder eine Verknöcherung des kleinsten Gehörknöchelchens (Otosklerose) bedingt sein.
Bei von Geburt an bestehender Hörminderung kann eine Fehlbildung des Mittel- oder Innenohres zugrunde liegen. Hier sollte eine Abklärung in einer Abteilung für Pädaudiologie erfolgen.
Ohrenlaufen
Ohrenlaufen tritt meist bei entzündlichen Ohrerkrankungen auf. Dabei kann es sich um eine Gehörgangsentzündung oder eine Mittelohrentzündung nach geplatztem Trommelfell oder bereits vorher vorhandenem Loch im Trommelfell handeln. Auch bei einer chronischen Knocheneiterung (Cholesteatom) tritt häufig ein typischerweise übel riechendes Ohrenlaufen auf. Selten kann nach einer schweren Schädelverletzung mit Bruch der Schädelbasis Hirnwasser über den Bruchspalt aus dem Gehörgang laufen.
Ohrenschmerzen
Bei Ohrenschmerzen liegt in der Regel eine entzündliche Erkrankung des Ohres vor. Meist wird diese durch eine Mittelohrentzündung oder eine Gehörgangsentzündung ausgelöst. Seltener können eine Gürtelrose am Ohr oder eine Nervenreizung (neuropathischer Schmerz, Neuralgie) zugrunde liegen. Auch ein aufgequollener Ohrenschmalzpfropf, ein Hörsturz oder eine Belüftungsstörung der Ohrtube können Ohrdruckgefühle hervorrufen.
Schwindel
Die Diagnostik und Behandlung von Schwindel und Gleichgewichtsstörungen ist häufig sehr komplex, da die Beschwerden durch sehr vielfältige Erkrankungen verursacht werden können. Dazu gehören neben Störungen des Gleichgewichtsorgans auch neurologische Erkrankungen (z.B. Schlaganfall, multiple Sklerose, Migräne), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Blutarmut), Störungen der Hormonregulation, Erkrankungen der Wirbelsäule und ihrer Haltemuskulatur oder psychische Erkrankungen.
Für einen vom Gleichgewichtsorgan ausgelösten Schwindel sind ein plötzlicher Beginn, starker Dreh- oder Schwankschwindel mit Übelkeit und gelegentlich zusätzliche Beschwerden wie plötzliche einseitige Hörminderung und einseitiger Tinnitus typisch.
Tinnitus / Ohrengeräusche
Als Tinnitus werden alle Ohrgeräusche bezeichnet, die nur für den Patienten selbst zu hören sind und keine äußere Ursache haben. Dabei kann es sich um pfeifende, zischende oder rauschende, andauernde oder pulsierende, nur gelegentlich oder immer vorhandene Geräusche handeln. In der Regel handelt es sich bei Tinnitus um ein harmloses Symptom, für das nur selten eine Ursache gefunden werden kann. Wie beim Hörsturz verschwinden auch bei einem plötzlich auftretenden Tinnitus die Beschwerden häufig von selbst wieder. Zu den Ursachen können Strömungsgeräusche von Blutgefäßen im Kopf, ein Knall- oder Lärmtrauma, oder sehr selten ein Tumor im Mittelohr (Paragangliom, typisch hier: einseitiges pulssynchrones Rauschen) gehören. Auch bei der Verknöcherung des Steigbügels (Otosklerose) oder einer Schwindelerkrankung, dem Morbus Menière, können Ohrgeräusche (meist ein permanentes Rauschen) auftreten. Wenn ein Ohrgeräusch seelisch belastend ist und Konzentrationsstörungen oder Einschlafprobleme auftreten, sollte eine psychologische Beratung erfolgen.