Wirbelsäulenverletzungen
Wirbelkörperbrüche sind schwerwiegende Verletzungen, die mit dauerhaften Schäden einhergehen können. Am gefährlichsten sind Brüche mit begleitenden Verletzungen der benachbarten Nervenstrukturen und des Rückenmarks, welche zu Lähmungen bis hin zum Querschnitt führen können.
In der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie werden Verletzungen der Wirbelsäule und deren Spätfolgen bei Patienten jeden Alters behandelt. Zu diesen Verletzungen gehören akute Brüche einzelner oder mehrerer Wirbelkörper nach einem Sturz oder schweren Unfall, Verletzungen mit ligamentärer Instabilität oder Schädigung der Bandscheiben, sowie Brüche von Wirbelkörpern bei älteren Patienten. Letztere treten aufgrund osteoporotischer Knochenverhältnisse auch ohne Unfall oder durch geringe Krafteinwirkung auf. Auch Patienten mit einer Tumorerkrankung oder Infektion an der Wirbelsäule werden in unserer Klinik operativ behandelt.
Nachfolgend werden die am häufigsten in unserer Klinik durchgeführten Wirbelsäuleneingriffe aufgeführt und erläutert. Nicht alle Brüche müssen operativ behandelt werden. Die Wahl der Therapie richtet sich nach dem Patientenalter, dem Aktivitätsgrad, der Bruchform und -Lokalisation, der Knochenqualität, Begleitverletzungen sowie nach Nebenerkrankungen.
Unsere Klinik verfügt über die Möglichkeit einer intraoperativen Schnittbildgebung, so dass eine hohe Sicherheit bei der Platzierung der Implantate im Bereich der Wirbelsäule gewährleistet ist. Zum Schwerpunkt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie gehören unter anderem folgende Operationsverfahren:
Kyphoplastie/Vertebroplastie
Bei osteoporotischen Wirbelkörperbrüchen und länger anhaltenden Schmerzen kann mit einer Kyphoplastie eine gute Schmerzlinderung für die Patienten erreicht werden. Bei dieser Operation wird in Bauchlage der gebrochene Wirbelkörper minimal invasiv mit einer Hohlnadel punktiert und anschließend mit einem Ballon wieder aufgerichtet. Anschließend wird der entstandene Hohlraum sowie der Wirbelkörper an sich mit einem speziellen Knochenzement aufgefüllt und stabilisiert. Nach Aushärten des Knochenzementes besteht eine sofortige Stabilität des gebrochenen Wirbelkörpers. Durch die Aufrichtung des Wirbelkörpers wird eine dauerhaft verbleibende Krümmung oder Verformung der Wirbelsäule verhindert. Nach dieser Operation können die Patienten sich unter sofortiger Vollbelastung schmerzarm mobilisieren und die Klinik nach einigen Tagen wieder verlassen.
Ein ähnliches Verfahren ist die Vertebroplastie. Hierbei wird über eine Hohlnadel nur Zement eingebracht ohne vorherige Aufrichtung des Wirbelkörpers mit einem Ballon. Der Eingriff erfolgt gleichfalls minimal-invasiv und kann sogar in örtlicher Betäubung vorgenommen werden.
Minimalinvasive Stabilisierung der Wirbelsäule mit einem Stab-Schrauben-System (dorsale Instrumentation bzw. Fixateur interne)
Bei komplexeren und instabilen Wirbelkörperfrakturen im Sinne von Kompressions- bzw. Berstungsfrakturen und daraus resultierender Instabilität erfolgt die minimalinvasive hintere Stabilisierung der Wirbelsäule über kleine Zugänge mit einem sog. Fixateur interne. Diese moderne Methode ist aufgrund der schonenden Operationstechnik deutlich vorteilhafter als die offene Methode, weil die Weichteile im Operationsgebiet entsprechend geschont werden, die Schnitte entsprechend klein sind und der Blutverlust minimal ist.
Durch das schonende Verfahren ist eine schnelle Mobilisation und Rehabilitation möglich. Die Patienten sind nach einer minimal invasiven dorsalen Stabilisierung bereits in den ersten Tagen nach dem Eingriff mobil und der stationäre Aufenthalt im Krankenhaus kann auf ca. 1 Woche verkürzt werden. Von dieser schonenden Operationstechnik profitieren insbesondere ältere oder kranke Patienten. Auch bei Tumorpatienten kann diese Methode zur Stabilisierung der Wirbelsäule eingesetzt werden. Bei osteoporotischen Frakturen kann bei manchen Patienten die minimalinvasive dorsale Stabilisierung auch mit einer Kyphoplastie kombiniert werden. Es besteht auch die Möglichkeit bei Patienten mit einer Osteoporose dieses minimalinvasive Verfahren der dorsalen Instrumentation mit einer Zementaugmentation der Schrauben im Wirbelkörper zusätzlich zu fixieren, damit eine zuverlässige Stabilisierung auch bei schlechter Knochenqualität sichergestellt ist.
Vordere Stabilisierung von Wirbelkörperfrakturen mit Wirbelkörperersatz
Nach der dorsalen Stabilisierung einer Wirbelkörperfraktur mit einem Fixateur interne wird im Rahmen des stationären Aufenthaltes entschieden, ob aufgrund der Frakturmorphologie ein zweiter operativer Eingriff notwendig sein muss. Dies ist nur selten der Fall, betrifft aber insbesondere Wirbelkörperfrakturen, die infolge einer erheblichen unfallbedingten Krafteinwirkung mehrfach gebrochen sind und/oder bei denen eine Zerreißung der Bandscheibe zusätzlich vorliegt, sodass eine stabile Ausheilung nicht zu erwarten ist.
Im Rahmen des zweiten Operationsverfahrens wird der betroffene Wirbelkörper mit seinen Bandscheiben entfernt und durch einem künstlichen Wirbelkörperersatz-System aus Titan ersetzt. Zusätzlich kann der betroffene Wirbelsäulenabschnitt von der Seite mit einer speziellen Platte zur Erhöhung der Stabilität stabilisiert werden. Mit dieser Technik wird sowohl die normale Schwingung und Form der Wirbelsäule wiederhergestellt und damit auch eine sehr hohe Stabilität erreicht. Diese Operation wird über einen begrenzten Flankenschnitt in Seitenlage durchgeführt.
Dieses Verfahren kommt auch bei Infektionen und Tumoren an der Wirbelsäule zur Anwendung.