Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie
Die Neuroradiologie ist als relativ junge medizinische Disziplin hervorgegangen aus dem Methodenfach Radiologie und den klinischen Neurofächern (z.B. Neurologie, Neurochirurgie). Der Neuroradiologe ist also ein Radiologe, der sich mit Erkrankungen des Gehirns und Rückenmarks, des Kopfes und der Wirbelsäule befasst. Organisatorisch stellt die Neuroradiologie einen Schwerpunkt innerhalb der Radiologie dar, mit der sie auf vielfältige Weise verknüpft ist.
Inhaltlich steht die Neuroradiologie den Zuweisern aus den Kopffächern (Neurologie, Neurochirurgie, HNO, Psychiatrie, Neuropädiatrie) nahe. Eine Besonderheit am Klinikum Fulda ist unser Kopf- und Schädelbasiszentrum. Die Behandlung von Erkrankungen an Kopf und Wirbelsäule ist nichts für Einzelkämpfer, sondern erfordert in besonders hohem Maße die Zusammenarbeit der Neurofächer. Daher haben sich alle betroffenen Fachdisziplinen zu diesem Organzentrum zusammengeschlossen. Das verbessert die Infrastruktur für den täglichen Kontakt und ist äußeres Zeichen für die gelebte enge Zusammenarbeit. Die Neuroradiologie ist wesentlicher Bestandteil des Kopf- und Schädelbasiszentrums.
Die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie befasst sich zwar auch mit herkömmlichen klassischen Röntgenaufnahmen, diese werden aber immer weniger für die Diagnostik herangezogen. Aufgrund deren höherer Aussagekraft werden daher hauptsächlich die so genannten Schnittbildverfahren (Computertomografie, CT und Kernspin-Tomografie oder Magnetresonanztomografie, MRT) angewendet. Diese gestatten eine detail- und kontrastreiche Darstellung nicht nur von Knochen, sondern auch von Weichgeweben wie zum Beispiel Gehirn, Rückenmark oder Bandscheiben.
Während die genannten Schnittbildverfahren viele Gewebskontraste grundsätzlich auch ohne Kontrastmittel darstellen können, ist für einige Röntgen-Untersuchungsmethoden Kontrastmittel zwingend erforderlich:
Bei der Gefäßdarstellung in der Digitalen Subtraktions-Angiografie (DSA) werden die Hirn- und Halsgefäße durch Kontrastmitteleinspritzung sichtbar gemacht. Auch die dünnen Adern des Rückenmarks werden mit dieser Technik dargestellt.
In speziellen Fällen kann eine Myelografie oder Zisternografie erforderlich werden, bei der das Kontrastmittel in das Nervenwasser (Liquor) eingegeben wird, um beispielsweise die Rückenmarksnerven abzubilden oder undichte Stellen der Hirnhäute zu suchen. Aber auch Gangsysteme (Tränenwege, Speicheldrüsen) sind mit Kontrastmittel eben so exzellent darstellbar wie beispielsweise die komplizierten Bewegungsabläufe beim Schluckakt.
Die rein diagnostische Gefäßdarstellung wurde erweitert um therapeutische Eingriffe an den Gefäßen (so genannte interventionelle Neuroradiologie). Die Durchleuchtung im Rahmen der DSA dient beispielsweise dazu, millimetergenau von der Leiste aus winzige Arbeitsgeräte oder Implantate in Hirngefäßen zu steuern. So können beim Schlaganfall Blutpfropfen vor Ort im Gehirn entfernt werden, in anderen Fällen beugt die Aufdehnung gefährdeter Abschnitte der Hals- oder Hirnschlagadern einem Schlaganfall vor. Blutende oder krankhafte Gefäße können von innen abgedichtet werden. Bei gefäßreichen Geschwülsten im Kopf-Hals-Bereich erleichtert eine Gefäßverödung deren spätere operative Entfernung. Ähnliches gilt auch für die Computertomografie. Bildgesteuert lassen sich millimetergenau Punktionen oder Injektionen vornehmen, zum Beispiel für Schmerzbehandlungen an der Wirbelsäule.