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Revisionseingriffe

Alle chronischen Erkrankungen haben spezifische Besonderheiten. In der Regel müssen chronische Erkrankungen lebenslang behandelt werden und die Chirurgie, so nutzbringend sie auch sein mag, löst das Problem nicht dauerhaft. Aber die Chirurgie spielt eine wichtige Rolle in dem Gesamt-konzept, kann Leben verlängern und Lebensqualität bessern. Dies gilt zum Beispiel für so unterschiedliche Erkrankungen wie KHK (koronare Herzerkrankung), Herzklappenerkrankung, chronische Darmerkrankung (Morbus Crohn/Colitis ulcerosa), oder chronischer Gelenkverschleiß (Arthrose). Oftmals ist es bei allen diesen chronischen Erkrankungen erforderlich, auch mehrmalig Operationen durchzuführen, nicht nur wegen möglicher Früh-Komplikationen, sondern wegen unzureichendem Effekt der ersten Operation, erneutem Auftreten von Symptomen bzw. der Grunderkrankung, oder Fortschreiten der Erkrankung. Genauso verhält es sich in der Behandlung der morbiden Adipositas.

In unserer heutigen Gesellschaft sind morbide Adipositas, genauso wie Typ-2 Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, arterieller Bluthochdruck, etc. häufige chronische Erkrankungen, die in der Regel einer lebenslangen Behandlung bedürfen. Immer stehen Änderungen der Lebensweise und konservative Behandlungsmöglichkeiten im Vordergrund. Heutzutage gehören zu den Überlegungen über ein langfristiges Behandlungskonzept aber auch chirurgische Maßnahmen. Dabei müssen die Erwartungen immer realistisch bleiben. Es kann nicht erwartet werden, dass mit einer chirurgischen Maßnahme irgendeine der chronischen Erkrankungen „geheilt“ wird. Immer geht es nur um Verbesserung von Erkrankungen bzw. „Symptomkontrolle“. Die physiologischen und/oder genetischen Ursachen werden durch eine Operation ja nicht verändert. Somit ist die Chirurgie nur ein Baustein im Gesamtkonzept der Therapie der morbiden Adipositas und metabolischer Erkrankungen. Sie löst nicht die konservative Therapiekonzepte ab, sondern ergänzen und bereichern sie. Nach chirurgischer Therapie kommt es häufig zu einer deutlichen Reduktion vieler Medikamente, die Patienten werden mobiler, ernähren sich bewusster, Krankheiten können besser mit konservativen Maßnahmen unter Kontrolle gebracht werden und die Lebensqualität der Patienten steigt.

Indikationen für Revisionschirurgie können prinzipiell in zwei Kategorien unterteilt werden: Frühkomplikationen und Spätkomplikationen. Die erste Kategorie bezieht sich auf das Komplikationsmanagement bei akuten Komplikationen nach einer adipositaschirurgischen Operation (Blutung, Leckage, Ileus, Wundinfekt, etc.). Diese Probleme sollten unverzüglich entsprechend den Prinzipien der Allgemein- und Viszeralchirurgie gelöst werden. Die zweite Kategorie beinhaltet Spätkomplikationen und können in drei unterschiedliche Gruppen unterteilt werden: (1) Implantat-bezogene Komplikationen. Dabei handelt es sich um Probleme mit Implantaten (Magenband, Endobarrier, Fobi-Ring, etc.). Die drei häufigsten Probleme, die mit Implantaten vergesellschaftet sind, sind Migration, Dislokation und Infektion (Einzelheiten siehe das Kapitel Magenband), beim Endobarrier noch die akute Blutung. (2) Magen-Darm-Trakt-bezogene Komplikationen. Die zweite Gruppe bezieht sich auf Komplikationen im Magen-Darm-Trakt mit eher unspezifischen Symptomen wie häufiges Erbrechen, Bauchschmerzen, Sodbrennen, Durchfall, die auch noch Jahre nach einer adipositaschirurgischen Operation auftreten können.

Die Diagnostik sollte unverzüglich eingeleitet werden, ggf. ist eine Notfall-Operation in einem Zentrum mit ent-sprechender Erfahrung erforderlich. Dabei kann es sich um ganz verschiedene Diagnosen handeln: innere Hernien (oft Notfall-Operation erforder-lich!), Stenosen von Anastomosen, biliäre oder saure Refluxerkrankung, Ösophagusdilatation, Ulcera (=Geschwüre, z.B. im Magenpouch, im Rest-magen, an der Magen-Darm-Anastomose), Dünndarmileus, bakterielle Dünndarmfehlbesiedlung. (3) Metabolische Komplikationen. Dabei handelt es sich um persistierende, unzureichend kontrollierte oder wiederkehrende metabolischen Erkrankungen. Hierzu gehören unzureichender Gewichts-verlust, erneute Gewichtszunahme, Dumping-Syndrom (Frühdumping, Spätdumping), übermäßige Malabsorption, Probleme bezüglich Malab-sorption von Medikamenten, Persistenz oder Wiederkehr von Adipositas-assoziierten Erkrankungen wie Diabetes, metabolisches Syndrom, Dyslipo-proteinämie.

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