Konventionelle Schlauchmagenbildung
Die Schlauchmagenoperation ist neben dem Roux-Y Magenbypass mittlerweile eine der Standardoperationen in der Adipositaschirurgie. Allerdings liegen zurzeit immer noch keine guten Langzeitdaten vor, da dieses Verfahren erst seit weniger als 10 Jahren in größerem Umfang eingesetzt wird. Die Schlauchmagenbildung war ursprünglich integraler Bestandteil der biliopankreatischen Diversion mit duodenalem Switch (BPD-DS). Als man begann, den BPD-DS laparoskopisch durchzuführen, zeigte sich eine hohe Mortalität (Sterblichkeitsrate) bei extrem adipösen Patienten. Daher entschloss man sich zu einem zweizeitigen laparoskopischen Vorgehen, womit das perioperative Risiko drastisch reduziert werden konnte.
Als erster operativer Schritt wurde die Schlauchmagenbildung durchgeführt und nach deutlicher Gewichtsreduktion in einer zweiten Operation der eigentliche duodenale Switch. Einige der so operierten Patienten nahmen jedoch schon so gut nach der Schlauchmagenbildung ab, dass der zweite Schritt des BPD-DS nicht erfolgte oder erst Jahre später durchgeführt werden musste. Daraus entwickelte sich die Schlauchmagenbildung als alleinstehendes Operationsverfahren.
Bei der Schlauchmagenoperation werden etwa 3/4 des Magenvolumens entfernt. Der abgetrennte Magenanteil wird aus dem Körper entfernt. Die Operation gehört prinzipiell zu den restriktiven Verfahren (Magenverkleinerung) in der Adipositaschirurgie, wirkt jedoch auch hormonell, z. B. über die Reduktion des Hormons Ghrelin (Hungerhormon). Durch die Magenverkleinerung wird das Sättigungsgefühl schon nach kleinen Nahrungsmengen erreicht, vermutlich durch die fehlende Ghrelin-Produktion bleibt ein neu auftretendes Hungergefühl aus. Eine parallele Änderung des Essverhaltens und daraus resultierend des Lebensstils ist wie bei jedem adipositaschirurgischen Eingriff für den Erfolg unabdingbar.
Eine lebenslange Supplementation mit Multivitaminen und Spurenelementen sollte auch nach dieser Operation erfolgen. Insbesondere sollte auch Vitamin B12 regelmäßig substituiert werden (in der Regel alle 3 Monate 1000 µg intramuskulär), um Mangelerscheinungen vorzubeugen.
Die Schlauchmagenbildung wird laparoskopisch, d. h. über 5-6 kleine Einstiche in die Bauchdecke, durchgeführt. Vor der Operation sollte unbedingt eine zweiwöchige Flüssigphase eingehalten werden. Dadurch kommt es zu einer Verminderung der Lebergröße um ca. 30%. Es entsteht mehr Platz in der Bauchhöhle, sodass die Operation einfacherer und dadurch für den Patienten sicherer durchführbar wird. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass eine präoperative Gewichtsreduktion von ca. 5 % des Körpergewichtes zu einer besseren langfristigen Gewichtsabnahme führt.
Der Schlauchmagen hat eine Reihe von Vorteilen, aber auch klare Nachteile gegenüber dem Magenbypass. Als Vorteil kann gelten, dass die Anatomie des Magen-Darm-Traktes nicht verändert wird. Dies minimiert die Gefahr von Mangelerkrankungen und die Gefahr, dass bestimmte Medikamente nicht in der gewohnten Weise vom Körper resorbiert werden. Da bei dieser Operation keine Anastomosen angelegt werden müssen, beschränkt sich die Operation auf den Oberbauch und ist auch bei extrem übergewichtigen Patienten in der Regel technisch mit überschaubarem Risiko durchführbar. Der größte Vorteil dürfte jedoch darin liegen, dass der Schlauchmagen relativ problemlos in andere Operationsverfahren umgewandelt werden kann, wenn im weiteren Verlauf Spätkomplikationen vorliegen (z.B. schwere gastroösophageale Refluxerkrankung, nicht ausreichende Gewichtsreduktion, erneute Gewichtszunahme, Verschlechterung eines Diabetes). Zu den Nachteilen zählt, dass leider viele Patienten nach einer Schlauchmagen-Operation wieder an Gewicht zunehmen und dass sich nicht selten eine schwere gastroösophageale Refluxerkrankung entwickelt. Allerdings kann durch eine zweite Operation (in der Regel eine Umwandlung in einen duodenalen Switch oder einen Magenbypass, gelegentlich auch in andere alternative Verfahren wie SADI-S oder Omega loop-Magenbypass) meistens eine gute Problemlösung gefunden werden. Ein weiterer Nachteil ist, dass sich ein Diabetes lediglich entsprechend der Gewichtsabnahme verbessert, jedoch nicht durch spezifische antidiabetische Mechanismen wie beim Magenbypass oder bei der biliopankreatischen Diversion.
In besonderen Fällen (z.B. bei extremer Adipositas, bei einem BMI > 50 kg/m2, vor allem aber bei einem BMI > 60 kg/m2, oder bei lange bestehendem und insulinbehandeltem Typ-2 Diabetes) wird bereits primär eine zweizeitige biliopankreatische Diversion mit duodenalem Switch geplant. Im Anschluss an die Schlauchmagenoperation wird dann etwa ein halbes Jahr bis ein Jahr nach der Schlauchmagenbildung der zweite Teilschritt des BPD-DS durchgeführt.