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Harnblasenkarzinom

Oberflächlicher Harnblasenkrebs

Bei allen Harnblasentumoren steht die elektrische Abtragung des Tumors durch die Harnröhre, die sogenannte transurethrale Blasentumorresektion (TUR-B) am Anfang von Diagnostik und Therapie. Bei an verschiedenen Stellen auftretenden oder bei schwer erkennbaren Blasenkarzinomen wird 1-2 Stunden vor der Operation über einen dünnen Einmalkatheter ein Farbstoff (Hexvix) in die Blase instilliert, der sich in Tumoren ablagert und dazu führt, dass bei Anregung mit Violettlicht die Tumoren fluoreszieren und damit besser erkennbar werden (Fluoreszenzzystoskopie). Berichtet der Pathologe nach Aufarbeitung der Präparate von einem oberflächlichen, d.h. von der Schleimhaut ausgehenden Blasentumor, so war die transurethrale Elektroresektion gleichzeitig die Therapie. Bei ausgedehnteren Befunden oder auch aggressiverem Zellbild kann eine sogenannte Nachresektion 4-6 Wochen nach dem Eingriff notwendig werden. Meist bekommt der Patient im Anschluss an die Operation eine einmalige Gabe eines Chemotherapeutikums in die Blase mit dem Ziel, ein erneutes Auftreten eines Harnblasenkarzinoms zu verhindern. Bei bestimmten Tumorstadien oder häufig wiederkommenden Blasenkarzinomen kann es notwendig sein, dass der niedergelassene Urologe in der Folgezeit ambulant in regelmäßigen Abständen über Einmalkatheter Chemotherapeutika in die Blase instilliert, um das Wiederkommen der Tumoren aufzuhalten.

Muskelinfiltrierender Harnblasenkrebs

Bei Auftreten eines in die Harnblasenmuskulatur einwachsenden Harnblasenkarzinoms ist es notwendig, die Harnblase zu entfernen. Dieser Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt, dauert mehrere Stunden und ist mit einem etwa 2-3 wöchigen Krankenhausaufenthalt verbunden. Bei früheren Tumorstadien ist diese Operation mit Schonung der für die Potenz zuständigen Nerven möglich. Im Anschluss an die Entfernung der Harnblase ist es notwendig, die den Urin von den Nieren zur Blase transportierenden Harnleiter in einen Harnblasenersatz umzuleiten. Hierfür gibt es vielfältige Methoden der Harnableitung, die einen Schwerpunkt unserer Klinik darstellen.

Dabei kann bei Männern mit einem organbegrenzten Tumor aus Dünndarm eine Ersatzblase gebildet und an die ursprüngliche Stelle der Harnröhre wieder angeschlossen werden (sog. Neoblase). Die Patienten erlernen danach, eigenständig diese Ersatzblase mit Hilfe der Bauchpresse zu entleeren und anderseits mit Hilfe des erhaltenen Harnröhrenschließmuskels kontinent zu sein, d.h. den Urin ohne unwillkürlichen Verlust kontrollieren zu können. Die Patienten können also ein ganz normales Leben führen ohne Ausgang mit Entleerung des Urins über die normale Harnröhre.

Bei Frauen sind die Ergebnisse mit dieser Neoblase deutlich schlechter, d.h. die Patientinnen sind nachts häufiger inkontinent als Männer und vor allem ist es für sie mit zunehmender Dauer nach der Operation schwierig, die Ersatzblase zu entleeren. Sie müssen sich oft über die eigene Harnröhre mehrfach am Tag selbst katheterisieren, was insbesondere für ältere, unbewegliche oder übergewichtige Patienten sehr schwierig sein kann. Aus diesem Grund gehören wir zu den wenigen Kliniken in Deutschland, bei denen aus dem Übergang des Dünn- und Dickdarms eine Ersatzblase geschaffen (sog. Nabel- oder IleocaecalPouch)  wird mit einem Kontinenzmechanismus, der in den Nabeltrichter eingepflanzt wird. Diese Patientinnen haben kein sichtbares Stoma und können sich bequem mehrfach am Tag den Urin über den Nabel durch Einführen eines Katheters entleeren. Hierzu haben wir einen speziellen Kontinenzmechanismus entwickelt, den sog. Fulda-Nippel, wozu wir Patienten bundesweit zugewiesen bekommen. Selbstverständlich ist diese Form der Ersatzblase auch bei Männern möglich, bei denen die Harnröhre zusätzlich zur Blase entfernt werden muss oder bei denen der Verschlussmechanismus der Harnröhre – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr richtig funktioniert.

Bei älteren Menschen ist es sinnvoller, eine sogenannte inkontinente Harnableitung anzulegen, ein sogenanntes Ileum Conduit oder gar eine direkte Einpflanzung der Harnleiter in die Haut (sog. Ureterocutaneostomie). Dabei wird ein kleines Stückchen Dünndarm (ca. 12-15 cm) ausgeschaltet, die Harnleiter an das eine Ende des Dünndarmsegmentes genäht und das andere Ende des Dünndarmsegments als Urinausgang in die Haut eingenäht. Es gibt moderne selbstklebende Beutelsysteme verschiedenster Hersteller, in die der Urin hineinläuft und die dann problemlos alle paar Stunden in der Toilette entleert werden können.

Die Lebensqualität ist bei allen Formen der Harnableitung ähnlich gut, sofern die Patientenauswahl gut getroffen wird. Hierfür nehmen wir uns sehr viel Zeit, damit die Betroffenen zusammen mit uns die für Sie individuell richtige Form der Harnableitung auswählen können.

In Fällen, bei denen der Tumor schon Lymphknoten- oder Organmetastasen gebildet hat, kann es notwendig sein, zusätzlich zur Operation eine Chemotherapie, neuerdings auch eine immunmodulative Therapie (sog. Checkpoint-Inhibitor) durchzuführen, die in der Klinik für Urologie in Kooperation mit der Tumorklinik vorgenommen wird. Ist der Allgemeinzustand der Betroffenen sehr schlecht, kann als Alternative eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie in Betracht kommen.

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