Was Augenlider über uns verraten
Was viele nicht wissen: Nicht nur die Augen selbst, sondern auch die Augenlider verraten dem erfahrenen Augenarzt bei genauer Betrachtung viel über den Patienten. Neben Hautkrankheiten können auch Stoffwechselstörungen, neurologische Erkrankungen oder Nierenprobleme zu Veränderungen der Lider führen.
Dabei reichen die Veränderungen von einer chronischen Lidrandentzündung über Schlupflider und hängende Oberlider bis hin zu einer Einwärts- oder Auswärtskehrung der Unterlider. „Die meisten dieser Veränderungen gehen mit einer Schwäche des umgebenden Gewebes einher und können operativ gut behandelt werden“, berichtet Privatdozentin Dr. med. Nataša Mihailovic, leitende Oberärztin der Klinik für Augenheilkunde des Klinikums Fulda und Expertin für okuloplastische Chirurgie. „Wichtig ist dabei allerdings, eine mögliche zugrunde liegende Ursache nicht zu übersehen und diese mitzubehandeln, so zum Beispiel eine Rosazea (chronisch-entzündliche Erkrankung der Gesichtshaut) bei chronischer Lidrandentzündung oder eine Schilddrüsenüberfunktion bei entzündeten und geschwollenen Oberlidern.“
Auch Nierenprobleme können zu Wasseransammlungen der Lider am Morgen führen, dagegen können auch Muskelschwächen zu einem herabhängenden Oberlid führen, einer sogenannten Ptosis. Eine Schlafapnoe (nächtliche Atempausen) ist zudem häufig mit einer Schwäche und Auswärtskehrung des Unterlids verbunden. Professor Dr. med. Maged Alnawaiseh, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum Fulda beruhigt jedoch: „Diese systemischen Ursachen sind zum Glück jedoch eher die Ausnahme, am häufigsten sind diese Veränderungen altersbedingt und können gut und sicher behandelt werden.“
Ob eine operative Lidkorrektur, zum Beispiel der Schlupflider, erforderlich ist, kann der Augenarzt durch spezielle Untersuchungen erkennen. Signifikant beeinträchtigt und operationswürdig sind Schlupflider insbesondere, wenn das Gesichtsfeld zu einem gewissen Grad eingeschränkt ist und dies den Alltag deutlich beeinträchtigt. Eine Operation einer Auswärts- oder Einwärtskehrung des Lids wird immer dann empfohlen, wenn die Hornhaut durch Austrocknen oder durch fehlstehende kratzende Wimpern gefährdet ist. „Dies birgt nämlich das Risiko der Entstehung eines Hornhautgeschwürs. Das sollte dringend vermieden werden, damit keine Hornhautnarben entstehen und keine Einschränkung der Sehschärfe verbleibt“, so Professor Dr. Alnawaiseh. „Ein ständig tränendes Auge kann übrigens auch ein Hinweis auf eine solche Lidfehlstellung sein.“
Unbedingt erforderlich ist außerdem eine augenärztliche Untersuchung bei verdächtigen Veränderungen der Augenlidhaut: juckende, blutende oder schuppende
Stellen, die nicht abheilen, oder kleine Knötchen, die größer werden. Dahinter kann sich auch ein bösartiger Tumor, zum Beispiel ein weißer Hautkrebs, verbergen. Hier sollte zügig operiert werden. „Je früher man einen bösartigen Tumor entdeckt und operativ entfernt, desto besser ist die Prognose und desto einfacher auch die plastische Rekonstruktion“, berichtet Dr. Mihailovic.
Zusammenfassend ist also nicht nur der Blick in die Augen, sondern auch der Blick um die Augen herum lohnenswert. Bei Auffälligkeiten sollte frühzeitig augenärztlich untersucht werden, damit eine korrekte Diagnose gestellt und entsprechende Therapie eingeleitet werden kann.