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Hals- Nasen- und Ohrenkrankheiten

HNO-CHIRURG AN EINEM ORT MIT TRADITION

Dr. Adnan Moalem blieb in seiner Heimatstadt, weil Fulda so bedeutend in der Welt der Hals-Nasen-Ohren-Medizin ist

Dr. Adnan Moalem ist der leitende Oberarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten (HNO) des Klinikums Fulda. Auf dem Schreibtisch stehen Bilder seiner drei Kinder, und an der Wand hinter der Türe hängen seine Jeans und ein T-Shirt, in die er später am Nachmittag in seiner Rolle als Familienvater schlüpfen wird. Einstweilen aber steht Adnan Moalem in weißer Dienstkleidung am weit geöffneten Fenster und holt tief Luft.

HNO ist mehr als Halsschmerzen und Ohrenschmalz

Er komme gerade aus dem Schockraum. Der Patient, den er dort gerade behandelt hat, sei aus großer Höhe gestürzt und habe sich im Gesicht schwer verletzt. Die Operation habe ihm wohl das Auge gerettet. „HNO ist eben mehr als Halsschmerzen und Ohrenschmalz“, sagt Adnan Moalem und in einer „renommierten HNO-Klinik wie unserer, die von Prof. Dr. Konrad Schwager geleitet wird, wahnsinnig vielfältig“. Von der Mikrochirurgie, wenn Prothesen von 1,5 mal 0,2 Millimeter im Mittelohr eingesetzt werden, über die große Tumorchirurgie bis zu plastischen Operationen nach Unfällen oder Tumorerkrankungen.
HNO-Ärzte machten auch Taube wieder hörend, indem sie Cochlea-Implantate einsetzten: Der Schall wird von einem Mikrofon aufgefangen, in elektrische Signale umgesetzt, die wiederum in den Hörnerv weitergeleitet werden, wenn die Hörschnecke, die Cochlea, diese Funktion nicht mehr wahrnehmen kann. Sein Repertoire reiche vom Setzen feinster Nervennähte bis zur Entfernung des Kehlkopfes, sagt Moalem.

Vom „Klassiker“ zum Ausnahmefall

Vielfältig seien auch das Alter und das Geschlecht der Patienten. Auch viele Kinder seien darunter – zum Beispiel sehr kleine Kinder mit einer „Fremdkörperaspiration“, weil sie etwa Apfelstücke oder Nüsse verschluckt haben, was lebensbedrohlich sein könne, wenn die Speisestücke die Luftröhre verstopften. Aber auch Münzen und Knopfbatterien landeten im Inneren des Menschen. Ein Schüler kam eines Tages mit einer Pinnwand-Nadel in seiner Luftröhre ins Klinikum. Der Junge hatte die Nadel im Mund, als er von einem anderen erschreckt wurde und die Nadel im Affekt schluckte. „Ein Klassiker“ bei Erwachsenen seien Fischgräten, sagt Adnan Moalem, der viele Geschichten aus seiner Klinik erzählen kann. „Wir hatten vor einiger Zeit ein kleines Neugeborenes mit einer beidseitigen Choanalatresie, einem hinteren Verschluss der Nase. Der Säugling konnte nicht durch die Nase atmen und deshalb nicht saugen oder trinken, also keine Nahrung zu sich nehmen. Wir haben ihm in mehreren Operationen mit einem innovativen Verfahren geholfen. Das war zunächst sehr belastend, weil man einen solchen Fall in Gedanken und im Herzen mit nach Hause nimmt. Mittlerweile kommt der kleine Junge auf eigenen Beinen bei den Kontrolluntersuchungen ins Sprechzimmer gelaufen.“ 30 bis 45 Patienten kommen täglich in die Vormittagssprechstunde der Ambulanz. Dazu Notfälle und in den OP-Sälen werden am Tag zehn bis zwölf Patienten operiert.

Begeisterung für das Helfen und Heilen seit Kindertagen

Adnan Moalem ist ein „Fuldaer Jung“. Sein Vater kam 1962 als junger Mann aus Syrien nach Deutschland, studierte Medizin und lernte hier seine Frau kennen. Die beiden zogen 1974 nach Fulda. Adnan Moalem wurde 1977 hier geboren. Er besuchte die Winfriedschule und wollte eigentlich schon immer Arzt werden, wenn es nicht einmal für eine kurze Weile Pilot sein sollte. Mit einer spannenden Vorlesung weckte Professor Dr. Jochen Werner in Marburg das Interesse des Studenten an dem „breiten, tiefgehenden Fach“, und 2001 fand Adnan Moalem.  Gelegenheit zu einer Famulatur bei Prof. Dr. Wolfgang Draf. „Ich staunte nicht schlecht“, sagt Adnan Moalem, „denn der damalige Direktor der HNO-Klinik in Fulda zog mit seinem Wissen und Können Fachärzte aus der ganzen Welt an. Die Besprechungen wurden zum Teil auf Englisch gehalten, damit alle Ärzte sie verstehen konnten. Da wurde mir erst einmal klar, wie bedeutend Fulda in der Welt der HNO-Medizin ist.“ Adnan Moalem blieb in Fulda, absolvierte im Klinikum die Weiterbildung zum Facharzt, wurde Oberarzt und schließlich Leitender Oberarzt bei Prof. Schwager, dem Nachfolger von Prof. Draf.

Rasante Veränderungen

Eine „Nische“ zu finden, sich auf nur einen Teil der HNO zu beschränken sei da nicht möglich. Doch Adnan Moalem schätzt genau diese Vielfalt, auch wenn der Wandel in der Medizin nicht Halt macht: „Das Einsetzen eines Cochlea Implantats ist in unserer Klinik wohl die spektakulärste Veränderung, die es gab, seit ich 2003 als Arzt im Praktikum in Fulda begann. Viele Verfahren haben sich verfeinert, wurden für den Patienten schonender. Zugleich werden immer mehr Patienten in immer kürzerer Zeit behandelt. Früher lagen viele Patienten sehr lange auf der Station, die heute rein ambulant behandelt werden.“, so Adnan Moalem. „Nein, es gibt keine zu frühen Entlassungen, aber die Zeit, die ein Patient nach der Operation in der Klinik verbringt, ist in meiner Zeit im Klinikum von sieben auf drei bis vier Tage gesunken. Wir versuchen, dennoch genug Zeit für den Patienten und seine Familie zu haben, vereinbaren einen zweiten Termin, wenn nach der Diagnose einer schwerwiegenden Erkrankung im ersten Gespräch die Botschaft für den Patienten und seine Angehörigen unfassbar schwer
zu ertragen ist und unverstanden bleibt.“

Wachsende Bürokratie und Dokumentation

Adnan Moalem klagt über die wachsende Bürokratie, die Dokumentation und die Bearbeitung digitaler Akten, über immer mehr Zusatzaufgaben und wünscht sich mehr Zeit für die eigentliche Arbeit am Patienten und vor allem auch für die Anleitung jüngerer Kollegen bei Operationen, im Umgang mit Patienten und für die Erläuterung spezieller Untersuchungstechniken. Die Personalplanung unterliege heute mehr als früher betriebswirtschaftlichen Kriterien: „Da fehlt es dann an der Unterstützung durch Assistenzärzte als Hakenhalter, nicht nur eine wichtige Funktion für den Operationsablauf, sondern auch für das Erlernen chirurgischer Fähigkeiten. Dies führt oft zu sehr frustrierenden Situationen sowohl für mich als Weiterbilder, als auch für den Assistenzarzt.“

„Fulda, das ist für mich der Standort.“

„Dennoch“, sagt Adnan Moalem, „macht mir der Beruf an sich Spaß. Mit den Kollegen zusammenzuarbeiten macht mir Freude, wir sind ein junges Team in einem Haus der Maximalversorgung. Das heißt: Wir haben alles unter einem und immer Hilfe aus einem anderen Fach, wenn das nötig ist. Fulda, das ist für mich der Standort.“ Adnan Moalem ist gerne im Operationssaal. Im INO-Zentrum des Klinikums wird er wie alle chirurgischen Kolleginnen und Kollegen im neuen Zentral- OP operieren. Er ist beeindruckt von der Aufteilung und der Ausstattung der neuen Räumlichkeiten. Auch die HNO-Station wird in den Neubau ziehen und dort zeitgemäßen Komfort für die Patientinnen und Patienten bereithalten,was Adnan Moalem begrüßt: „Die Ansprüche sind gestiegen,
an die ärztliche und pflegerische Versorgung aber auch an die Qualität der Unterbringung.“ Was Adnan Moalem freut, sind dankbare Patienten nach der OP: „Aber man hat es nicht allein in der Hand – ob wir nun dem lieben Gott, dem Team, der Natur oder der Heilungstendenz des Patienten eine Bedeutung beimessen. Wenn ich sagte: Ich operiere sie jetzt, und immer wird alles gut, dann wäre das zu einfach ausgedrückt“, sagt der „Fuldaer Jung“.

Freizeit und Beruf in Harmonie

Er sei hier „familiär verwurzelt“ und könne sehr gut verstehen, dass die meisten Fuldaer in Fulda bleiben oder dorthin zurückkehren wollen. Dann wechselt er die weiße Berufskleidung gegen Jeans und T-Shirt, um heute seine Kinder von der Schule abzuholen, da seine Frau, die sich als Fachärztin für Allgemeinmedizin im Landkreis Fulda niedergelassen hat, in ihrer Praxis Nachmittagssprechstunde hat. Die Moalems sind Familienmenschen, wie man sie häufig in dieser Stadt antrifft.

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